Tim Weidenbecher vom Norderstedter Verein Kodokan hat sich bei den Europameisterschaften im Ju-Jutsu, die am Pfingstwochenende in Banja Luka, der zweigrößten Stadt in Bosnien und Herzegowina, ausgetragen wurden, gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt und den EM-Titel gewonnen. In der Klasse Fighting Männer bis 94 kg siegte der 23-jährige Norderstedter in der Vorrunde gegen Mikhail Kostyuk aus Russland mit 16:9 und gegen Thaer Odeh Martin aus Spanien mit 19:9 und zog damit in das Finale ein. Dort traf er auf den Russen Dmitry Marchenko. „Mein Start in das Finale war sehr holprig. Ich musste durch einen Fußhebel abschlagen und lag dadurch bis kurz vor Schluss zurück. Das Ende des Kampfes habe ich gar nicht mehr so genau im Kopf, da habe ich einfach meine Automatismen laufen lassen und eine Kombination geschlagen“, berichtet Tim Weidenbecher. „Kurz vor Schluss lag Tims russischer Gegner vorne. Doch dann drehte Tim noch einmal auf und holte in der letzten Sekunde den entscheidenden Ippon in Part 1“, schildert Kodokan-Cheftrainer Stefan Jacobs das packende Finale, das der Athlet aus Norderstedt mit 10:9 Punkten denkbar knapp für sich entschied. Damit gewann Tim Weidenbecher eine von nur zwei EM-Goldmedaillen für den Deutschen Ju-Jutsu Verband. Für ihn, der in der Jugend bereits U18- und U21-Weltmeister wurde, ist es der erste internationale Titel in der Seniorenklasse. Bei der WM 2015 in Bangkok verpasste er knapp den Titel und wurde Vizeweltmeister. Nach seinem Sieg bei den German Open 2016 übernahm er für kurze Zeit die Führung in der Weltrangliste.
Im Juli stehen nun die World Games, sozusagen die Olympischen Spiele der nicht-olympischen Sportarten, im polnischen Breslau an. „Der EM-Sieg war das Beste, was mir in Bezug auf die World Games passieren konnte. Endlich habe ich es geschafft einen Titel bei den Senioren zu holen! In Breslau wird es noch einmal härter, weil ich auch auf starke Gegner treffen werde, die in Banja Luka nicht dabei waren. Jedoch habe ich jetzt ein Momentum, das mir keiner nehmen kann“, ist Tim Weidenbecher zuversichtlich. Und auch Stefan Jacobs befindet: „Der EM-Sieg ist ein guter und erfolgreicher Test für die World Games.“
Die beiden anderen Kodokan-Starter verpassten leider die Medaillenränge: Ashot Arustamjan (Fighting Männer bis 62 kg), der 2016 WM-Bronze gewann, musste nach einer knappen 8:10-Auftaktniederlage gegen Rodoslav Markov aus Bulgarien in der Trostrunde weiterkämpfen. Dort endete das Turnier für den 25-jährigen Quickborner nach einem Sieg und einer Niederlage auf Rang 7.
Christian Schneider (Fighting Männer bis 56 kg) kam nach Niederlagen gegen Felipe Iglesias aus Spanien (11:16) und Joan Legrand aus Frankreich (0:14) nicht über Platz 5 hinaus. Der 20-Jährige, für den es die ersten internationalen Meisterschaften in der Senioren-Altersklasse waren, zeigte dennoch gute Kämpfe und ist daher für die nächsten Turniere optimistisch.